Das Beste oder Nichts
- Oliver Kupferschmid -
Oliver Kupferschmid.
Vielleicht kennst du diesen Namen, vielleicht bist du deshalb auf dieser Seite gelandet. Vielleicht bist du auf dem Friedhof spazieren gegangen und dir ist dieser QR-Code an der Seite des Grabsteins aufgefallen. Vielleicht warst du neugierig, wer der Mensch war, der hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Vielleicht gehörst du aber auch dem glücklichen Kreise derer an, die ihn gekannt haben und suchst Trost.
Das Leben meines Vaters war viel zu kurz.
Es war ein bitterkalter Tag im Januar 2017, als ich und all die Menschen um meinen Vater die furchtbarste Nachricht unseres Lebens erhielten. Er war von uns gegangen. Unwiderruflich. Nie wieder würden wir sein Lächeln sehen, seine Stimme hören, seine Wärme spüren. Wir würden ihm nie wieder sagen können, wie viel er uns bedeutet. Und zwischen all diesen "Nie wieder" und dem furchtbaren Gefühl von "Du wirst uns für immer fehlen" mussten wir begreifen, dass wir den schmerzhaftesten Verlust unseres Lebens erlitten hatten.
Bewusst haben wir uns dennoch nie ganz von ihm verabschiedet. Das ist kein Abschied. Er wird für immer ein Teil unseres Lebens sein und wenn das meinige und das meiner Mutter und all seiner Angehörigen sich eines Tages ebenfalls dem Ende zuneigt, so sind wir uns doch sicher, am Ende wieder mit ihm vereint zu werden.
Oliver Kupferschmid wurde 47 Jahre alt. Durch und durch war er ein Stuttgarter. Darauf war er wirklich wahnsinnig stolz. Aufgewachsen ist er mit seinen zwei Brüdern und seinen Eltern. Mit 15 Jahren veränderte sich sein Leben komplett, als er Sabine, meine Mutter und die Liebe seines Lebens, kennenlernte. 11 Jahre später heirateten die beiden und im Jahr darauf kam ich, ihr einziges Kind, zur Welt. Die kleine Familie, die er gegründet hatte, war nun der Mittelpunkt seines Lebens geworden. Lang arbeitete er für ein und dieselbe Firma, war immer bestrebt, sein Bestes zu geben. Und das war er nunmal - für die Familie und auch als Teil des Unternehmens - das Beste. Autos waren eine Leidenschaft. Die Besuche in der Stuttgarter Innenstadt ein Spaß. Er liebte das Meer, Lebensmittelwaren, die Musik. Er war einzigartig. Wer ihn kannte, der weiß genau, wie besonders er war.
Mein Vater war der beste Mensch, den ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Er war der beste Vater und Ehemann, den man sich wünschen konnte. Die 47 Jahre, die er in dieser Welt seinen Fußabdruck hinterließ, werden für viele Menschen weiterhin in schöner Erinnerung bleiben, denn es ist eine Ehre, ein Teil seines Lebens gewesen zu sein. Er war ein Held, ein Anker, ein Fels, ein Schutzengel, ein Beschützer, ein starker Mann.
Im Nachgang wünscht sich vermutlich jeder, noch mehr getan zu haben, noch mehr gesagt zu haben. Ich als seine Tochter hätte für meinen Teil gerne einmal öfter eine Umarmung verteilt und einmal öfter offen zugegeben, wie sehr ich ihn geliebt habe. Es bleibt uns nur die Hoffnung, dass er gewusst hat, was er den Menschen in seinem Leben bedeutet hat. Was lehrt einen ein solch schmerzhafter Verlust? Zum einen, dass man viel zu oft annimmt, man hätte noch ein Leben lang vor sich. Und zum anderen lehrt es, nichts mehr für selbstverständlich zu nehmen und regelmäßig Gefühle offen zuzugeben.
Wer auch immer gerade hier an dieser Stelle angekommen ist, den bitte ich inständig: Umarme deine Mutter. Sag deinem Kind, dass du es liebst. Drücke deinen Vater. Rufe deine Großeltern an. Die Zeit ist das größte Geschenk, dass uns in diesem Leben zuteil wird.
Oliver Kupferschmid hatte für die Menschen, die er liebte, alles in seiner Macht stehende unternommen. Nicht ein einziges Mal ließ er einen Menschen im Stich. Mag es vielleicht sein, dass er nicht immer ein Mann der großen Worte war, so waren die Gesten und Handlungen ausschlaggebend dafür, dass jedermann wusste, was für ein herzensguter, loyaler Mensch er war. Es war nichts unmöglich, wenn es für ihn um seine Frau und sein Kind ging.
Wir wissen alle, dass er uns nicht verlassen hätte, wenn er die Wahl gehabt hätte. Und doch kommen immer wieder Wut und Verzweiflung darüber auf, dieses Leben nun ohne ihn leben zu müssen. Die Trauer, die uns seit dem 23. Januar 2017 nun ein täglicher Begleiter geworden ist, ist eine Erinnerung an all unsere Liebe für ihn. Jeden Tag beginnt ein neuer Tag ohne Vater, ohne Ehemann. Eine kleine Familie ist geplagt von der Sehnsucht nach einem Leben mit Oliver Kupferschmid.
Wir sind dankbar, dich gekannt zu haben, ein Teil eines Lebens gewesen zu sein. Und auch wenn dies nicht allzu oft ein tröstlicher Gedanke ist, so sind wir doch trotz seines viel zu frühen Todes dankbar und froh für jeden Moment den wir hatten. Auch wenn es nur 47 Jahre waren - es waren die besten 47 Jahre DEINES Lebens.
Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber du bist überall dort, wo wir sind.